Blutegel-Therapie

 Blutegel-Therapie

Die Therapie mit Blutegeln (Hirudo medicinalis) gehört mit zu den ältesten Heilmethoden überhaupt. Viele Jahrhunderte v. Chr. behandelte man im alten Indien Krankheiten mit Blutegeln. Viele Ärzte des Altertums, so auch der Arzt Claudius Galenus (129-199 n. Chr.), therapierten ihre Patienten mit Blutegeln. Auch Paracelsus (1493-1541), Arzt und Alchimist der Renaissance, war Verfechter der Blutegelbehandlung.

Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es verschiedenen Wissenschaftlern, vor allem ‚Franz‘ und ‚Jacobi‘, den Inhaltsstoff des Egelspeichels zu isolieren. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen brachten noch mehr Inhaltsstoffe hervor. Deren Wirksamkeit ist heute größtenteils bekannt. Der Hauptinhaltsstoff des beim Biss in die Wunde abgegebenen Speichels, das ‚Hirudin‘, ist wohl am meisten erforscht. Davon wussten die Ärzte der Antike noch nichts, waren aber von der Wirkung dieser Therapie überzeugt.

Den Wirkstoffen in dem Speichel des Egels und dem Nachbluten der Wunde schreibt man die eigentlich therapeutische Wirkung zu.

Ein regelrechter Boom führte im 18. und 19. Jahrhundert fast zu einer Ausrottung dieser in heutiger Zeit unter Artenschutz stehenden Tiere. In meiner Praxis kommen nur medizinische Zuchtegel (zur einmaligen Verwendung) zum Einsatz. Blutegel zur medizinischen Anwendung sind ‚Fertigarzneimittel‘ nach §2 Abs. 1 Nr. 1 des Arzneimittelgesetzes. In diesem Sinne werden sie auch erst nach genauer Befunderhebung, Untersuchung und Risikoabklärung beim Patienten eingesetzt. Pro Behandlung werden etwa 4 bis 6 Blutegel angesetzt.

Der Biss wird wie ein leichtes Zwicken empfunden, ist aber ansonsten nicht schmerzhaft. Während der gesamten Zeit des Saugens der Egel bleibe ich beim Patienten. Nachdem sich die Egel voll gesaugt haben fallen sie von alleine ab. Anschließend werden die kleinen Wunden mit sterilem Verbandsmaterial versorgt. Am darauffolgenden Tag erscheint der Patient noch einmal in der Praxis zur Wundkontrolle und zum erneuten Verbinden.